Ich war 56, als ich die Diagnose bekam: multiples Myelom – Knochenmarkkrebs. Ich hatte die Schmerzen lange nicht ernst genommen. Als Metallbauschlosser zwickt’s halt mal da und dort. Doch irgendwann war ich nur noch müde, ass kaum noch – und als mir sogar das Freitags-Cordon-Bleu nicht mehr schmeckte, sagte mein Kollege: «Geh das abklären.»
Die Diagnose war für mich, meine Frau und unsere beiden erwachsenen Söhne ein riesiger Schock. Ich unterzog mich sofort allen Therapien, die mir meine Ärztin empfahl. Mit 56 ist man nicht mehr blutjung und die Söhne sind zum Glück selbständig, aber wir hatten ja schon noch einige Pläne für unser Alter – meine Frau und ich. Ausserdem war unser erstes Enkelkind unterwegs, natürlich wollte ich das erleben!
Zum Glück schlugen die Therapien an. Heute, zwei Jahre später, lebe ich mit der Krankheit. Und die Krankheit lehrte mich, dass ich meine Dinge regeln muss. Deswegen setzte ich mich mit der Krebsliga Aargau hin und nun ist alles erledigt: Patientenverfügung, Vorsorgeauftrag, die finanzielle Absicherung für meine Frau.
Heute geniessen wir das Grosseltern-Sein: hüten, verwöhnen – und wieder abgeben, wenn sie müde sind. Wir konzentrieren uns auf die gemeinsamen Momente und verschieben keine Pläne mehr auf später. Nein, wir werden wohl nicht gemeinsam 90 Jahre alt. Aber wir haben gelernt, das Jetzt zu schätzen. Und so erlebe ich jeden Tag als Geschenk.